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Ein Burnout ist ein Erschöpfungssyndrom, das sich über
längere Zeit schleichend durch Überforderung wie
Stress entwickeln kann. Häufig trifft es
gerade sehr engagierte Personen

Burnout: Stress als Ursache

Stress als Burnout Ursache

Eine Stressreaktion hat -biologisch betrachtet- den Sinn, bei der Wahrnehmung einer akuten Gefahr durch die Ausschüttung von Stresshormonen (u.a. Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol) einen reflexhaften Angriffs- oder Fluchtmechanismus zu aktivieren und damit die Lebenserhaltung des Organismus sicherzustellen.

Diese Reaktion erfolgt hormonell betrachtet auf zwei "Hauptachsen" im Körper, die sich hinsichtlich ihrer Wirkungsfrist und damit in ihrem Schädigungs-Potenzial für den Organismus unterscheiden. Auf der ersten Achse spielen die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin eine wichtige Rolle, auf der zweiten das Stresshormon Cortisol. Die nachfolgende (stark vereinfachte) Erläuterung dient einem rudimentären Verständnis darüber, welche Rolle diese Hormone für die Entstehung symptomatischer Begleiterscheinungen von Stress hat.

Dauerstress hat fatale Folgen für den Organismus

Das Stresshormon Adrenalin wird in einer akuten Stresssituation direkt ausgeschüttet und erhöht die Energieversorgung des Körpers für eine bestimmte Zeit. Organe wie das Herz werden angeregt, kraftvoller zu arbeiten, während andere energieverbrauchende Organtätigkeiten wie die des Darms eine Weile zurückgehalten werden. Herz, Gehirn und Muskulatur werden durch die Erweiterung der Arterien besser mit Blut und damit mit Sauerstoff versorgt. - Wir können in einer Bedrohungssituation schneller und kraftvoller reagieren.

Das ebenfalls direkt ausgeschüttete Stresshormon Noradrenalin wirkt vor allem als Neurotransmitter in der Amygdala, einem Teil des limbischen Systems und gewissermassen das Angstzentrum des Gehirns. Durch eine bessere Verbindung der Nervenzellen in diesem Bereich unterstützt Noradrenalin die Entstehung von Angst bei Stress und sorgt durch die Verknüpfung von Situation mit Emotionen für eine bessere Erinnerungsfähigkeit an die Situation.

Die Adrenalin-Noradrenalin-Reaktion hat jedoch insgesamt eher eine kurzzeitige Wirkung, da sich die Bindungsfähigkeit der zugehörigen Rezeptoren für Adrenalin und Noradrenalin nach der ersten Verknüpfung stark absenkt. Anhaltender Stress führt also zu einer Wirkungsverringerung von Adrenalin und Noradrenalin und beendet die Wirksamkeit auf biochemischem Weg schliesslich von selbst.

Das Stresshormon Cortisol indes wirkt ebenfalls wie ein Aufputschmittel für den Körper, hat aber eher eine Langzeitwirkung. Bei einem akuten Stresszustand wird es zeitlich versetzt (um ca. 20-30 min.) von der Nebennierenrinde ins Blut ausgeschüttet und über die Blutgefässe in verschiedene Regionen des Körpers gebracht. Bleiben die stressauslösenden Bedingungen erhalten, entsteht ein längerfristig erhöhter Cortisol-Level. Im Körper kommt es dann zu einem dauerhaft höheren Blutzuckerspiegel und einer zunehmenden Insulinresistenz - man verspürt weniger oder keinen Hunger. Ebenso wird die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems durch einen erhöhten Puls gesteigert und ressourcenverbrauchende Tätigkeiten (wie Knochenaufbau, Kalziumaufnahme des Darms, Hautversorgung und Glucosespeicherung in den Zellen). Das Immunsystem wird geschwächt, indem u.a. die Aktivität von T-Helfer-Zellen (sozusagen "natürliche Killerzellen") gesenkt wird. Damit steigt die Anfälligkeit für Infektionserkrankungen. Das Schlafbedürfnis wird unterdrückt, das Schmerzempfinden gesenkt. In bestimmten Bereichen des Gehirns (vor allem in der für komplexe und assoziative Denkleistungen notwendigen Grosshirnrinde sowie im deklarativen Gedächtnis) kommt es zu einer Denkblockade.

Derartige Reaktionen des Körpers waren in früheren Zeiten zweifellos überlebenswichtig, ermöglichten sie doch, ein Zaudern und Zögern in Kampf- oder Fluchtsituationen zu vermeiden. In unserer heutigen Zivilisation sind sie jedoch eher schädlich, da sich die frei gewordenen Energien bei Dauerstress gegen den eigenen Körper und dessen Gesundheit richten. Wird dem Körper beispielsweise Schlaf entzogen, dann kann er sich nicht mehr ausreichend regenerieren. Ein dauerhaft erhöhter Puls führt zu einer gesteigerten Anfälligkeit für Herz-Kreislauferkrankungen.

Ein langfristig erhöhter Cortisolspiegel hemmt die Neubildung von Nervenzellen in verschiedenen Hirnregionen und führt sogar zum Absterben neuronaler Verschaltungen im Gehirn. Dauerstress hat somit u.a. Gedächtnis-, Appetit-, Libido- und Schlafstörungen, verstärkten Fettansatz, Muskelschwund und Depressionen zur Folge.

Einige psychobiologische Untersuchungen zum Burnout-Syndrom ( z.B. Weber 20051) und Pruessner et al. 19992) ) kommen interessanterweise zu dem Ergebnis, dass der Cortisolspiegel von Burnout-Betroffenen in Belastungssituationen vergleichsweise niedrig ist, was sozusagen bedeutet, dass zu wenig vom Stresshormon Cortisol ausgeschüttet wird, wodurch Symptome wie Müdigkeit, Schmerzen, geringe Aufmerksamkeit und verminderte Belastungsfähigkeit erklärbar werden. Von einigen Forschern ( siehe z.B. Bieger 20063) ) wird vermutet, dass Dauerstress bei einigen Menschen erst zu einer Erhöhung der Cortisolwerte führt, dann jedoch zu einer niedrigeren Reaktivität auf dieser Stressachse durch eine Überlastung der entsprechenden Rezeptoren.

Andere Studien hingegen stellten bei subjektiv chronischem Stress und Arbeitsüberlastung überdurchschnittlich erhöhte Cortisolkonzentrationen bei den Betroffenen fest ( vgl. Pruessner et al. 20034), Steptoe et al. 20045), Schulz et al. 19986) ). Die Befunde hierzu sind also nicht eindeutig, eine detailliertere wissenschaftliche Klärung des genauen komplexen Zusammenspiels psychobiologischer und genetischer Faktoren bei chronischem Stress bzw. der Entwicklung eines Burnout-Syndroms steht noch aus.

19.10.2012 - cmz


Fussnoten:

1) Weber, V. (2005): Untersuchung von Salivacortisol und psychometrischen Verfahren als Komponenten einer psychobiologischen Beanspruchungsdiagnostik. Dissertation Uni Mannheim.

2) Pruessner, J., Hellhammer, D. & Kirschbaum, C. (1999): Burnout, perceived stress and cortisol responses to awakening. In: Psychosomatic Medicine, 61, S. 197-204.

3) Bieger, W. P. (2006): Stress - Depression - Burnout

4) Pruessner, M., Hellhammer, D., Pruessner, J. & Lupien, S.J. (2003): Self-reported depressive symptoms and stress levels in healthy young men: Associations with the cortisol response to awakening. In: Psychosomatic Medicine, 65, S. 92-99.

5) Steptoe, A., Siegrist, J., Kirschbaum, C. & Marmot, M. (2004): Effort-Reward Imbalance, Overcommitment, and measures of cortisol and blood pressure over the working day. In: Psychosomatic Medicine, 66, S. 323-329.

6) Schulz, P., Kirschbaum, C., Pruessner, J. & Hellhammer, D.H. (1998): Increased free cortisol secretion after awakening in chronically stressed individuals due to work overload. In: Stress Medicine, 14, S. 91-97.